Salamander im Schnee (2008)

von Reinhard Stöckel (Webseite)

Berührt steht Arnold Simmeroth am Fenster seines Hauses. Mit seiner Frau Lore will er nun endlich ein Kind haben und die Affäre mit Doro, seiner Assistentin, am liebsten vergessen. Aber als Moses, ein hellhäutiger Afrikaner aus einer Gegend Nigerias auftaucht, in der er bis vor kurzem gearbeitet hat, holt ihn die Vergangenheit ein. Arnold hat etwas zu verbergen und wie auf einer schiefen Ebene rutscht die Handlung unaufhaltsam auf die Katastrophe zu. Autor Reinhard Stöckel aus Maust bei Cottbus hat mit „Salamander im Schnee“ einen spannenden Theatertext über den Versuch von vier Menschen, zu sich selbst zu finden, geschrieben.

 

Ensemble und Besetzung

Besetzung:
Arnold Simmeroth: Mathias Rudolf
Lore Simmeroth: Elke Noack
Moses Okukenu: Reinhard Stöckel
Doro: Lisa Grundke
Licht und Ton: Torsten Dubrow
Souffleuse: Ypsi Ciupack

Regie: Volkmar Weitze

Premiere war am 21. Februar 2008

 

(Lausitzer Rundschau, 23. Februar 2008)

Erfolgreiche Premiere an bühne 8

COTTBUS. Nach zweieinhalb Jahren Arbeitsaufenthalt in Nigeria ist Arnold Simmeroth (Mathias Rudolf) nach Hause zurückgekehrt. Eigentlich könnte jetzt alles gut werden. Berührt steht Arnold am Fenster seines Hauses. Draußen liegt Schnee. Schnee, der alles zudeckt und in weiße Unschuld hüllt. Ein trügerisches Bild.

„Als Kind glaubt man, dass man unverwundbar ist“, sagt Lore Simmeroth (EIke Noack). „Was hat uns diese Kraft nur ausgetrieben?“ „Nennen wir es Vernunft“ , antwortet Arnold nüchtern. Langsam tasten sie sich aneinander heran. Alltägliche Tätigkeiten wie Tischdecken, Frühstücken, Abräumen sollen in ihrer Wiederholung die Fremdheit vertreiben. Dass die Geschichte mit einer Katastrophe endet, liegt weniger an Arnolds Affäre mit Doro, seiner Assistentin (Lisa Grundke). Vielmehr sind es Rache und Gier, die der Mauster Autor Reinhard Stöckel in seinem Stück „Salamander im Schnee“ an der „bühne 8“ thematisiert. Moses Okukenu, Afrikaner mit deutscher Urgroßmutter, vom Autor selbst gespielt, hat allen Grund, sich zu rächen. Seine Mutter ist tot, der ältere Bruder dem Wahnsinn verfallen. Ursache sind kriminelle Machenschaften der Öl-Company, die Arnold Simmeroth zu verantworten hat. In der Zeit, die er im Haus der Simmeroths verbringt, gerät Moses‘ Entschlossenheit allerdings ins Wanken. Am Ende kippt er zwar das tödliche Benzin im Haus aus. Das Streichholz, das das Feuer auslöst, zündet allerdings Arnold Simmeroth selbst an. Eine Handlung, die als Eingeständnis von Schuld gelten kann. Regisseur Volkmar Weitze hat eine brisante Inszenierung eines spannenden Theatertextes vorgelegt, in dem ein Ehedrama, ein Kriminalfall und die Auseinandersetzung zwischen Anschauungen der Ersten und der Dritten Welt geschickt miteinander verwoben sind. Und er hat Laiendarsteller zu beachtlichen Leistungen geführt. – Von den Darstellern verfügt lediglich die Verwaltungsangestellte EIke Noack über nennenswerte Bühnenerfahrung. Sie lotet die Rolle der Frau, die um ihre Beziehung kämpft, bis in die feinsten Nuancen aus. – Beachtlich ist aber auch, was die drei anderen Darsteller leisten: Autor Reinhard Stöckel, von Beruf Bibliothekar und in einem Computerservice tätig, der sich hier auf ein ganz neues Terrain begibt. Und Mathias Rudolf, Bauingenieur-Student, sowie Lisa Grundke, Studentin der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Lausitz. Die „bühne 8“ hat sich mit „Salamander im Schnee“ nachdrücklich als unverzichtbarer Teil der vielfältigen Cottbuser Theaterlandschaft zu Wort gemeldet.
Ulrike Elsner