Hotel Z (2000)

von Alexander Scholz
Regie : Olaf Herbrich

Das Hotel Z wird durchwandert, verflucht, geflohen und ersehnt. Sechs Darsteller sprechen. Bald scheint es: mit jenen sechs Stimmen spricht nur einer. Und dank einer einfühlsamen Regiearbeit erläutern Bilder, was in der Collage dichter Dialoge möglicherweise überhört wird.

 

Ensemble und Besetzung

Regie: Olaf Herbrich

Es spielen:
Falko Niebling, Birgit Dworak, Mathias Neuber, Michael Porzig, Maria Jänchen, Anne Blumtritt

Technik: Arne Buß
Musik: Ralf Heidenreich

Premiere war am 07. April 2000

 

Der Märkische Bote, 12. April 2000 _ EIN LIEBESSPIEL

Pressebericht

Das „Hotel Z“ des Cottbusers Alexander Scholz läuft im Studententheater „bühne 8“. Es geht um Liebe. Er hat sich dafür rasiert, sie warf sich in ein grünes Kleid.

Die Show der bühne 8 geht los. In Trance laufen er und sie, Mathias Neuber und Birgit Dworak, herum. Noch nicht mal, daß alle sitzen. Glockenklang und Bassgesäusel entströmen den Boxen, in der Ecke flackert Licht. Von oben hängen weiße Tücher; als endlich gesprochen wird, sind Sätze auch nur fetzen. Originell: Er erwähnt Liebe, an der er sich festhält, und plötzlich fassen sich zwei Gegenübersitzende an die Wangen. Seile zwischen ihnen verdeutlichen klug einen Spiegel. Ja, das fünfte Bühnenstück des Cottbusers Alexander Scholz, „Hotel Z“, hat es in sich. Der Architekturstudent schmeißt darin mit Metaphern und Andeutungen nur so um sich. Kein Problem, falls jemand was nicht rafft; Magie ist zuweilen recht poetisch; und wer hat schon die Liebe j e verstanden? Der besondere Kunstgriff: Keiner spricht Gedanken zu Ende, überläßt es vielmehr anderen. Klar: Alle sind eine einzige Person, ihre verschiedenen Stimmen: die romantische, die eher kühle, die aufbrausende oder später die versoffenene. Nur schade, bei dieser deutlichen Ich-Spaltung wird nicht immer geblieben, sie hätte alles erheblich vereinfacht. Die schwierigst e Rolle gelingt Bühnen-Chef Mathias Neuber selbst: einerseits gefangen von einem Kuß, der das Höchste bedeutet; andererseits zutiefst enttäuscht und darum rasend. Wunderbar, als er im Zusammenspiel mit anderen schneller wird. Das Ganze entwickelt sich bedrohlich, ja zu einer Dramatik ohne Handlung. Sie schreien. Großartig! Zum Lärm wird die Musik von Ralph Heidenreich und Fredel. Daß die Erkenntnis zum Schluß ausgesprochen wurde, scheint nicht recht zu passen. „Was sind wir alle für einsam Suchende! Von der Liebe nur kurz vereint.“ Ach ja, wie traurig.

 

Cottbuser Kultur_ MÄNNER LIEBEN ABSCHIEDE VOM GLÜCK

Das „Hotel Z“ des Cottbuser Autors Alexander Scholz wird durchwandert, verflucht, geflohen und ersehnt. Sechs Darsteller sprechen. Bald scheint es: mit jenen sechs Stimmen spricht nur einer. Und dank einer einfühlsamen, genauen Regiearbeit erläutern Bilder, was in der Collage dichter Dialoge möglicherweise überhört wird.

Sechsstimmiger Monolog: „Hotel Z“ Komposition der Vielfalt Regisseur Olaf Herbrich aus Leipzig, ein langjähriger Weggefährte des Autors, legte eine Komposition aus Dekoration, Tempowechseln und Spiel-Verlagerungen vor, deren Vielfalt die Wortsplitter beisammen hält. Immer spielen alle sechs, immer nehmen sie teil, immer lebt der gesamte Organismus. Förmlich an den Schuhspitzen der Zuschauer beschreibt ein Entertainer (Mathias Neuber) die einzigartige Katja. Sie bewegt sich gekrümmt, leidend, weit hinten (Maria Jänchen), mit dem Wissen, was aus schönen Worten wurde. Ein zweiköpfiger Dichter, einerseits entrückt und wortverliebt (Falko Niebling), andererseits mit Sehnsucht nach Realem, Wirklichen (Michael Porzig). Beide träumen oder ringen um Katja als Mutter (Birgit Dworak) und ihr Kind (Anne Blumtritt), das am Ende des Stückes leise und eindringlich fragt. Der Mittelpunkt von „Hotel Z“ ist ein Mann, der zurückblickt, bilanziert. Dass Männer gern Glück aus den Händen geben, um für den Rest ihres Lebens entrückt und weinerlich Abschiede zu verehren, mag bekannt sein. So benötigten Regisseur und Akteure nicht umsonst die ersten zwei ihrer sechs arbeitsreichen Probenwochen für die Klärung von drei Fragen: Was will der Autor? Wollen wir das auch? Werden wir es so darstellen, dass der Zuschauer etwas erlebt? Was sieht der Zuschauer? Die Gäste fühlten sich durch die Fragen des Textes an ihre eigenen Fragen erinnert. Die Musik von Ralf Heidenreich wurde als sehr atmosphärisch gelobt. Die darstellerischen Leistungen von Mathias Neuber, Falko Niebling sind besonders hervorzuheben. Der Regisseur und alle sechs Darsteller teilten dem Publikum mit einer Vielzahl von Bildern, Fragen und präzisen Gesten wesentlich mehr mit als nur eine männliche Bilanz. (Ut)

 

Bilder