Mademoiselle Marie (2011)

nach dem Tagebuch von Marie Bashkirtseff Mademoiselle Marie – ein Monolog mit zwei Spielerinnen – stellt die Zerrissenheit ihrer letzten beiden Lebensjahre dar. In dieser Zeit versucht die junge Frau mit ihrer Malerei berühmt zu werden und sucht nach der absoluten, strengen Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Aber auch Glaube, Liebe und Illusionen könnten die Erfüllung ihrer Sehnsucht sein, denn „woran man glaubt, das existiert auch.“ Es ist eine Suche nach dem Sinn des Lebens mit großen Träumen, die selten erfüllt werden und ein Konflikt zwischen Wünschen und Realität, Schein und Wahrheit, der durch den drohenden Tod noch verschärft wird – in seinen Grundfragen auch (oder gerade) heute aktuell.

Ensemble und Besetzung

für die Bühne bearbeitet von: Isabelle Habiague (deutsch von Uli Aumüller) Regie: Sarah During Darstellerinnen: Julia Pfeiffer und Marie-Luise Ette Technik: Christin Philipp Souffleuse: Ariane Knittel Premiere war am 13. Mai 2011

Blicklicht 04/11

Pressebericht

Vor einigen Tagen meinte eine unserer Mitschreiberinnen, sie konnte über ein Theaterwerk nichts schreiben, sie hätte sich sonst komplett wiederholen müssen. Es sei einfach erneut so gut gewesen. – Ähnlich geht es mir Vorstellung um Vorstellung in der BÜHNE acht.

Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Kontinuität hier in welcher Klasse gespielt wird, in einem Laientheater. Die aktuelle Inszenierung nun ist trotzdem keine Wiederholung. Das Besondere beginnt beim Stoff: dem Tagebuch der Marie Bashkirtseff. Sie wurde 1858 oder 1860 im Gebiet Poltawa, im Russischen Kaiserreich, geboren und starb schon 1884 in Paris. Das Leben damals ging schneller, oft war es – wie das von Marie – auch kurz. Bereits mit 10-12 Jahren kam Marie Bashkirtseff nach Wien, Baden-Baden, Genf, Nizza und Paris. Sängerin und Schauspielerin wollte sie werden, wie viele Mädchen auch heute. Krankheit verhinderte das, und sie kam zur Malerei. Obwohl ihre Bilder, geprägt von viel Talent und Können,schnell in etablierten Häusern, wie dem Musée de Luxembourg hingen, wurde sie schließlich durch ihr Tagebuch weltberühmt, drei Jahre nach ihrem frühen Tod durch Tuberkulose. Das Besonders in Cottbus geht weiter bei denen, die dieses Tagebuch auf die Bühne bringen. Darstellerinnen und Regisseurin (D.: Julia Pfeiffer, Marie-Luise Ette; R.: Sarah During) sind so jung, wie Marie am Ende ihres Lebens. Es ist ein Monolog mit zwei Spielerinnen, den sie uns zeigen. Zwei ganz unterschiedliche junge Frauen versetzen sich in die eine Marie, in deren Hoffnungen, Ideen und Wünsche – in ihren Glauben, ihre Verzweiflung und ihre Lebensliebe. Nach nur ganz kurzer Premierennervosität erleben wir einen lebendigen und eindringlichen Wechsel von Erwartungen, Selbstzweifeln, Bitten, Euphorie und Liebe, immer wieder die Liebe. Sie ist Ausdruck, Ziel und Inhalt für Marie – beziehungsweise – sie sollte es sein. Ihr Halt, ihr Weg, ihr Traum.

„Warum hört Gott mich nicht?“, sie schreit ihn an, betet dann zu Maria, versucht beide mit Versprechungen zu locken. Wenn sie doch nur endlich und deutlich ihr Zeichen bekäme, weshalb sie auf dieser Welt ist, und was sie hier soll. – Es ist schwierig: Etwas sein zu wollen – bevor man weiß, wie man es wird. Etwas hinterlassen zu wollen – bevor man weiß, was man kann. Diese Sehnsucht nach Bedeutung von allem, nach Beachtung, nach dem Sinn. – Worüber definiert sich Glücklichsein? Wie und wo lernt man den Wert des Seins an sich? Und wer lehrt Leben? Julia Pfeiffer und Marie-Luise Ette legen ihre Seelen ins Spiel, werden Marie, 23. Marie erkennt Gott als notwendige, tröstende Idee. Das Leben aber ist keine Idee, und ihre Krankheit raubt ihr mehr und mehr Leben: „Ich bin allein. Und ich leide.“ – Immer ausdrucksvoller werden die Darstellerinnen, immer genauer bis in kleinste Handlungen und Gesten die Inszenierung. „Wozu das alles?“, fragt Marie am Ende. Eine Antwort geben ihre Bilder, eine andere Antwort geben uns Sarah During, Marie-Luise Ette und Julia Pfeiffer: Allein dafür, für dieses Spiel. – Großartig. Danke. Jens Pittasch