Zwei wie Bonnie und Clyde (2011)

– Text: Sabine Misiorny und Tom Müller –

Chantal hat einen Traum: Manni, ihren Freund heiraten. Und zwar nicht irgendwo, sondern in Los Vegas! (Sie weiß nicht, dass es Las Vegas heißt, Manni schon.) Der hat nichts dagegen, ist aber seinerseits mehr an den einarmigen Banditen interessiert, denen er das Kleingeld nur so aus dem Kreuz leiern will. Aber erst muss man mal dort sein. Und das kostet auch schon. Woher also nehmen, vielleicht doch stehlen? Für Manni kein wirkliches Problem. Er hat einen Plan, und dafür braucht er eine Landkarte, Strumpfmasken, einen Revolver: ein Banküberfall soll das Finanzproblem lösen. Im ersten Anlauf geht so einiges schief. Auf der Flucht landen sie in einem Lagerraum, keine Ahnung, wo sie sich wirklich befinden … Die Situation wird zur ungeahnten Belastungsprobe für zwei junge Leute, wie sie ungleicher nicht sein können.
Eine auf den ersten Blick turbulente, spaßige Slapstick-Komödie auf der Folie einer gnadenlosen Beziehungsunfähigkeit.

 

Ensemble und Besetzung

Text: Tom Müller und Sabine Misiorny

Regie: Volkmar Weitze

Darsteller:
Manni: Karsten Pätz
Chantal: Sandra Barthold

Technik: Torsten Dubrow/Marten Lebeda
Souffleuse: Karoline Leder

Premiere war am 19. März 2011

 

Kritik (Blicklicht 04/2011)
Das Fazit mal vornweg, und ich wiederhole mich dabei gern: Diese kleine Bühne ist eine große. Und als gestern schnell Bütec-Platten herangeschleppt wurden und in wenigen Minuten zusätzliche Sitzebenen für noch auf Einlass wartende Zuschauer entstanden, wünschte ich, die BÜHNE acht hätte auch einmal so phantastische Möglichkeiten, wie das neue Piccolo.

Natürlich sind die Räume ein Teil des Flairs und die zur Improvisation zwingenden Umstände haben auch ihre Reize, doch geht es ja ums Spielen und das Zeigen-Können. Da wird die Luft schon schnell mal knapp im Keller, und kann man der Platzangst nah sein im Black. Gestern Abend bespielten nur zwei Darsteller den engen und dafür nun wieder genau passenden Raum. Sandra Barthold als Chantal/Bonnie und Karsten Pätz als Manni/Clyde. Volkmar Weitze hat die Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny inszeniert und sich dabei eng an die Vorlage gehalten. Warum auch ändern, was einfach gut erdacht ist? Bühnentechnisch haben sie wieder gezaubert, um im kleinen Theater das alte Schuhlager anzudeuten, in dem die gewollten Bankräuber von ihren verkorksten Raubzügen Station machen. Mit 100.000 Euro kommen sie nach Zick-Zack-Fahrt dort an – und wissen doch nicht wo, denn Chantal drehte bei jedem Abbiegen ihrer rasanten Flucht die Karte mit. Endlich sind ihre Pläne greifbar, nach Las Vegas fahren und dort heiraten.

Nur gut, dass sie nicht so blöd sind, wie diese anderen Bankräuber da im Radio, die doch tatsächlich die Einkaufstüte einer alten Frau haben mitgehen lassen, an Stelle der Tüte mit dem Geld. – Oder doch? – Dabei war doch alles genau geplant. Der Befehl für Chantal lautete: „Nimm die Tüte!“, nicht, „schau vorher rein… .“ – Doch Manni wäre nicht Manni, hätte er nicht die geniale Idee: „Keiner denkt, dass jemand die gleiche Bank gleich nochmal überfällt. Wir machen alles genauso, wie beim letzten Mal.“ – Antwort von Chantal: „Und die Frau weiß Bescheid?“ – Fassungslos Manni, fast unter den Stühlen das Publikum vor Lachen. Also feilen Sie noch „etwas“ an Details, ein riesen Gaudi und zwei großartige Hauptdarsteller in immer neuen Anläufen zum großen Geld. Auch wenn Karsten Pätz ab und zu im Manni etwas zuviel vom eigenen Selbstbewusstsein durchdringen lässt und nicht alles rund läuft, gerade wie sie auch ihre kleinen Pannen weg- und in die Handlung einspielen, ist eine Freude. Fünf Akte hat das Stück nach Murphys Gesetz. Und haben sie erst kein Glück, kommt halt immer noch Pech dazu. Und eine gehörige Portion Einfalt. Genial, wie wir erfahren, warum der letzte Versuch misslang. Manni ging allein in die Bank, und wow, sofort machten die dort das Licht aus. Und grelle Scheinwerfer an, als er sich im Dunkeln den Strumpf vom Kopf riss. Oder war auch das anders? Könnte es sein, dass es daran lag, dass Chantal nicht reißfeste sondern blickdichte Strumpfhosen gekauft hatte? Jedenfalls enden sie nicht, wie ihre historischen Vorbilder. Es geht gut aus, doch für wen?
– Empfehlung: Selbst ansehen, am 16. April um 20:30 Uhr.
Jens Pittasch
Blicklicht